1.350 Tonnen Trockensubstanz Klärschlamm fallen jährlich in den 8 Klärwerken des WV Wittlage an. Bis vor einigen Jahren wurde ein Großteil davon als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt. Doch weil Klärschlämme neben wertvollen Pflanzennährstoffen umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthalten, wurde diese Verwendung durch die Änderung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) 2017 eingeschränkt. Dazu kommt die novellierte Düngeverordnung, die das Aufbringen von Phosphor und Stickstoff auf Äckern begrenzt.
Die Folge: Die Entsorgung der Klärschlämme ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger und teurer geworden. Der WV Wittlage hat sich deshalb der Klärschlammverwertung OWL GmbH angeschlossen. Zu ihr gehören 78 Gemeinden, Kreise sowie Wasser- und Zweckverbände aus Ostwestfalen-Lippe und aus Niedersachsen, die zukünftig ihren Klärschlamm thermisch verwerten möchten.
Die Kooperation sucht mit einer europaweiten Ausschreibung nach einem strategischen Partner, der die Entsorgung der Klärschlämme im Auftrag der GmbH übernimmt. Das ermöglicht eine wirtschaftliche, nachhaltige und ökologische Lösung. Zudem übernimmt der strategische Partner die Phosphorrückgewinnung aus den Klärschlämmen, die die AbfKlärV für Klärschlämme aus der kommunalen Abwasserbeseitigung ab spätestens 2029 ebenfalls vorschreibt.
Die 78 Kommunen der Klärschlammverwertung Ostwestfalen-Lippe GmbH, kurz KSV OWL, darunter auch der Wasserverband Wittlage, werden ihren Klärschlamm bis 2043 gemeinsam mit der MVA Bielefeld-Herford GmbH entsorgen. Die entsprechenden Verträge sind am 28. April 2023 in Bielefeld unterschrieben worden. Zuvor hatten alle Gesellschafter der KSV OWL den Verträgen in ihren Gremien zugestimmt.
Mit Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung vom 2. Juni 2017 wurde das Aufbringen unter anderem von Stickstoff und Phosphor auf Äckern weiter eingeschränkt. Da aber Phosphor ein wertvoller Rohstoff ist, hat der Gesetzgeber ab 2029 eine grundsätzliche Pflicht zur Phosphorrückgewinnung für Klärschlämme vorgesehen. Eine ordnungsgemäße Entsorgung erfolgt daher meist in Verbrennungsanlagen, teilweise schon jetzt, auf jeden Fall aber in Zukunft mit besagter Phosphorrückgewinnung.
Da Errichtung und Betrieb einer solchen Anlage die Möglichkeiten vieler mittlerer und kleinerer Abwasserentsorger übersteigt, haben sich 47 Gesellschafter aus 78 Gemeinden, Städten, Kreisen sowie Wasser- und Zweckverbänden aus den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg sowie aus Niedersachsen bereits 2020 mittels des Kooperationsvertrages KSV OWL zusammengeschlossen, um gemeinsam langfristig, nachhaltig und wirtschaftlich ihre Klärschlämme zu entsorgen. Durch diesen einmaligen Zusammenschluss ergeben sich nun eine Vielzahl von Synergien, die den Bürgerinnen und Bürgern als Gebührenzahlern zugutekommen.
So auch bei der Suche nach einem strategischen Partner, der mit der KSV OL zusammen über ein gemeinsames Tochterunternehmen ab 2024 bis 2043 die Klärschlämme entsorgt. In einer europaweiten Ausschreibung konnte sich die MVA Bielefeld-Herford GmbH (MVA) durchsetzen, die mehrheitlich zur Stadtwerke Bielefeld Gruppe gehört. Das zukünftige gemeinsame Unternehmen OWL Ressourcen GmbH wird eine Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) planen, bauen und betreiben. Diese Anlage wird in Bielefeld neben der aktuellen Müllverbrennungsanlage errichtet und so die Synergiepotentiale an dem etablierten Standort nutzen. So wird die KVA an die vorhandene Rauchgasreinigungsanlage angebunden. Dadurch wird gewährleistet, dass die Abluft auf allerhöchstem Niveau gereinigt wird. Vorteilhaft ist dabei für die Zusammenarbeit, dass die notwendigen Genehmigungen dazu schon bestehen.
Kurze Wege
Als Kriterien der KSV OWL für die Auswahl des strategischen Partners wurden neben dem Preis der Entsorgung in der gemeinsamen KVA auch die Kosten berücksichtigt, die durch den Transport des Klärschlamms zur Anlage entstehen. Letzteres ist besonders in Anbetracht steigender Treibstoffpreise und CO2-Bepreisung bei einer so langen Laufzeit von wesentlicher Bedeutung. Großes Gewicht kamen außerdem dem Klima- und Umweltschutz sowie der Anlagentechnik zu.
Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbandes Wittlage, und Rainer Ellermann, Verbandsvorsteher, begrüßen die Entscheidung: „Wir freuen uns, mit der MV Bielefeld-Herford einen Partner mit langjähriger Expertise in der thermischen Abfallbehandlung gefunden zu haben. Die Verwertung innerhalb der Region steht für kurze Wege in Kommunikation und Logistik.“
Nach der erfolgreichen Vergabe der strategischen Partnerschaft läuft nun die Ausschreibung für die Logistik, d. h. es werden Unternehmen gesucht, die für den Zeitraum von 2024 bis zur voraussichtlich 2028 erfolgten Fertigstellung der Verbrennungsanlage in Bielefeld den Klärschlamm zu den Entsorgungsanlagen bringen.
Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbands Wittlage, hat am gestrigen Montag an der Gründungsversammlung der Klärschlammverwertung OWL GmbH in Bielefeld teilgenommen. Dies geschah in Pandemie geplagter Zeit mit gebührendem Abstand. Die 47 Gesellschafter vertreten 78 Gemeinden, Städte, Kreise, Wasser- und Zweckverbände, bei denen jährlich ca. 186.000 t Klärschlamm (rund 44.000 t Trockensubstanz) anfallen. „Eine derartige große Kooperation von Städten und Gemeinde zur Bewältigung einer kommunalen Aufgabe der Daseinsvorsorge ist deutschlandweit einmalig und wird sich letztendlich bezüglich Nachhaltigkeit und Gebühren für alle Bürgerinnen und Bürger in der Region auszahlen“, sind sich die Akteure einig.
Nach der feierlichen Unterzeichnung des Kooperationsvertrages, den die Kommunen, Verbände und Gesellschaften aus den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg sowie Niedersachsen am 14.02.2020 in Detmold unterzeichneten, und der Genehmigung der Gründung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden erfolgte nun der nächste Schritt mit einer intensiven Arbeitssitzung.
Trotz der Corona bedingten Einschränkungen haben die Kooperationspartner in den letzten Monaten die Suche nach dem strategischen Partner vorbereitet. Telefon- und Videokonferenzen ermöglichten den notwendigen Austausch auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen. Die Klärschlämme wurden untersucht, um eine sichere Datenbasis zu haben. Die Ergebnisse der bisherigen Prüfungen und der Arbeitsstand zum Ausschreibungskonzept wurden in der Gesellschafterversammlung vorgestellt und diskutiert.
Die Kooperation plant die europaweite Suche nach einem strategischen Partner. Er muss über ein geeignetes Grundstück für die Errichtung einer Klärschlammverbrennungsanlage verfügen oder eine solche Anlage schon haben, die von der Kooperation dann genutzt werden kann. Die gemeinsame Entsorgung beginnt 2024. Zu diesem Zeitpunkt werden dann ca. 156.000 t Klärschlamm gemeinsam mit dem strategischen Partner entsorgt. Um die Entsorgung des Klärschlamms ab diesem Zeitpunkt sicherzustellen, aber auch um Planung und Bau einer neuen Klärschlammverbrennungsanlage zu ermöglichen, wird die Kooperation Zwischenlösungen des strategischen Partners bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage akzeptieren. Dies wird den Wettbewerb um eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung forcieren.
Wasserverband Wittlage
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