Bad Essen. Der Wasserverband Wittlage ist es gewohnt, für die Trinkwasserförderung in die Tiefe zu gehen. Doch die Teilnahme am Projekt Investitionsstrategie Wasser erforderte diesmal eine Tiefenbohrung in Zahlen und Akten. Hier wurden Lagepläne und Rechnungen aus 50 Jahren Trinkwassergewinnung und -versorgung gesichtet und ausgewertet. So wurde ein detaillierter Ist-Status der vorhandenen Infrastruktur ermittelt, aus dem sich, unter Einbeziehung demografischer Faktoren, zukünftige Investitionskosten ermitteln lassen.
Die Studie wertet dabei die von den beteiligten Unternehmen gelieferten Daten aus und rechnet die Wiederbeschaffungs- bzw. Reparaturkosten mittels eines EDV-gestützten Prognose- und Simulationsmodells hoch. Der Gedanke hinter dem ganzen Aufwand: Damit wir den nachfolgenden Generationen keine maroden Leitungsnetze und Anlagen und somit einen Berg notwendiger Investitionen hinterlassen, braucht es Investitionsstrategien mit Weitblick, der nur auf einer fundierten Datengrundlage gelingt.
Der Wasserverband Wittlage, so wurde anhand der Daten deutlich, hat kontinuierlich Mittel für den Erhalt und die Modernisierung seiner Infrastruktur eingesetzt, sodass hier überwiegend nicht von überaltertem Material die Rede sein kann. Somit zeigt sich, dass sich laufende Instandhaltung und Erneuerung auszahlen. Dennoch ist gleichermaßen auffallend wie auch nachvollziehbar: Gerade bei älteren Netzen – sowohl bei den Versorgungs- wie auch bei den Anschlussleitungen – klafft vielfach eine erhebliche Lücke zwischen Buchwert und Wiederbeschaffungswert.
Aus den vorgelegten Zahlen lassen sich verschiedene Handlungsoptionen ableiten. Die Stellschrauben dabei sind: Invest, Nutzungsdauer und Abschreibungsdauer – mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Entgelte. Vereinfacht gesagt: Sollen die Investitionen geringgehalten werden, müssen Nutzungs- und Abschreibungsdauer verlängert werden. Das hält die Gebühren zwar niedrig, ist aber mit einem enormen Risiko in der Versorgungssicherheit und mit einer absehbar hohen Wasserverlustrate verbunden. Soll dieses Risiko minimiert werden, müssen die Versorger investieren und steigen die Gebühren. Das macht Wasserverbandsgeschäftsführer Uwe Bühning deutlich.
„Wasser ist eine kostbare Ressource. Sie nachhaltig zu fördern und zum Verbraucher zu bringen, ist unsere Aufgabe. In dieser Verantwortung können wir nicht umhin, in unsere Infrastruktur zu investieren. Das muss uns unser Lebensmittel Nr. 1 wert sein“, so Bühning. Und er betont auch: „Eine Stabilisierung dieser Investitionen in die Zukunft durch Förderprogramme ist durchaus geboten.“