Wenn Starkregen auf Dauerregen trifft

Der Wasserverband Wittlage zur Hochwassersituation in seinem Versorgungsgebiet

Gebrochene Deiche, überflutete Straßen und Schienen, vollgelaufene Keller – weite Teile Nordwestdeutschlands wurden dieser Tage überschwemmt. Ganz so schlimm wie am Unterlauf der Hunte stellte sich die Lage an deren Oberlauf zwar nicht dar, aber auch hier kam es für Bewohner zu Beeinträchtigungen, vor allem in der Ortslage Bad Essen Schulallee und in den Ortschaften Wittlage, Rabber und Lintorf.

Hilfe kam vom THW

Nach den regenreichen Monaten Oktober, November und Dezember sorgte an Heiligabend noch dazu Starkregen für volle Kanäle. Die Pumpen der Pumpstation nahe des Klärwerks Wittlage kamen gegen die Wassermassen nicht mehr an, da die Pumpstation in der Ortslage Bad Essen-Schulallee zwischenzeitlich ausgefallen war. Das THW Bad Essen konnte dankenswerter Weise kurzfristig mit förderstarken Pumpen für Abhilfe sorgen und damit die Pegel in den Pumpwerken absenken und halten. Inzwischen sind wieder alle Pumpen des Wasserverbandes in Betrieb.

Vollgelaufene Keller und Rückstau im Schmutzwasserkanal in der Ortslage Lintorf brachten Anwohner wohl unmittelbar mit der Produktion der Firma Homann in Zusammenhang. Dort gingen Beschwerdeanrufe mit der Forderung ein, „das Werk abzustellen“, damit sich die Abwassersituation entspanne.

Tatsächlich habe aber die Firma Homann immer in enger Abstimmung mit dem Wasserverband Wittlage den vertraglich geregelten Abwassereintrag heruntergefahren und, um die Spitzenlast zu reduzieren, ihre Reinigungsarbeiten zeitlich angepasst, so Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbandes Wittlage.

So hatte die Firma Homann im Hinblick auf die Wetterlage ihre Abwassermengen vor Heiligabend bereits um ungefähr die Hälfte ihrer sonst zu dieser Zeit üblichen Menge reduziert und so herunter geregelt, dass über die Abwasservorbehandlungsanlage nur noch maximal acht Kubikmeter pro Stunde eingeleitet wurden. Auch am Silvesterwochenende gab es bei Homann einen geringeren Abwasseranfall als gewöhnlich, da das Werk in dieser Zeit lediglich mit 40 Prozent seiner üblichen Kapazität betrieben wurde und auch die Reinigung der Anlagen bereits am 28. Dezember durchgeführt worden war. Zusätzlich hat der Wasserverband Wittlage die Situation kontinuierlich überwacht, um gegebenenfalls die Produktion unterbinden lassen zu können.

Der Wasserverband hatte darüber hinaus über die Feiertage fünf LKW zur Abwasserabfuhr im Dauereinsatz, um so das Abwassernetz zu entlasten. Seit 4. Januar läuft die Produktion im Homann-Werk wieder, allerdings in reduziertem Umfang, um den Abwassereintrag noch gering zu halten.

Zusammenspiel mehrerer Faktoren

Alle Maßnahmen schaffen Abhilfe in einer extremen Situation, die insgesamt wohl dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren geschuldet ist, wie Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbandes Wittlage betont.

„Seit Oktober regnet es in der Region eigentlich ohne Unterlass. Natürlich freuen wir uns als Wasserversorger nach den zurückliegenden Dürrejahren, dass wieder eine beträchtliche Grundwasserneubildung zu erwarten ist. Andererseits sind unsere Böden aber inzwischen so gesättigt, dass die Niederschlagsmengen längst schon abflusswirksam sind, also vom Boden nicht mehr aufgenommen werden“, so Bühning. Und da sich Wasser bekanntlich seinen Weg sucht, überflutet das überschüssige Nass versiegelte Fläche und kann im Extremfall in Gebäude und Abwasserleitungen fließen.

Niederschlagswerte im Vergleich:

2023 lag die Niederschlagsmenge im Bereich Bad Essen bei 1.100 mm/m². Im Jahr 2022 lag sie bei 700 mm/m², im Hitzejahr 2018 sogar nur bei 500 mm/m². Im langjährigen Mittel liegt sie bei 750-800 mm/m².

Der Wasserverband Wittlage verzeichnet aktuell an seinen Grundwasser-Messstellen einen Anstieg des Pegels um 80 cm.

Zwar sind im überwiegenden Teil des Versorgungsgebietes des Wasserverbandes Wittlage Schmutz- und Regenwasserkanäle im Trennsystem verlegt, dennoch kann es bei diesen erheblichen Regenmengen zu Vermischungen durch diffuse Einträge kommen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Überlauf über die Lüftung im Kanaldeckel, falsch angeschlossene Leitungen, Bruchstellen und Undichtigkeiten in den Rohrsystemen. Bei Neubauten muss der Bauherr von unabhängiger Stelle zwar die Dichtigkeit seiner Abwasseranschlüsse prüfen lassen, aber im Bestand mag das mitunter im Argen liegen. Die so eingeleiteten Abwassermengen lassen sich nicht exakt beziffern.

Es lässt sich allerdings feststellen, dass bei Starkregen bzw. langanhaltenden Regenfällen das bis zu Dreifache der üblichen Abwassermenge den Kläranlagen im Verbandsgebiet zuläuft, mithin der Anteil des Fremdwassers (Niederschlagswasser) erheblich sein muss.


Klimafolgenanpassung

Es muss also auch an die Anschlussnehmer appelliert werden, sowohl auf die sachgemäße Herstellung der Grundstückentwässerung zu achten, wie auch die hauseigenen Entwässerungsanlagen regelmäßig zu überprüfen und rückstausicher zu halten. Grundstücken mit Anschlüssen, die unter Kanalniveau liegen, ist angesichts der in jüngerer Vergangenheit häufiger zu verzeichnenden Starkregenereignisse der Einbau einer Hebeanlage durchaus zu empfehlen.

Tatsächlich werten Wissenschaftler stabile Wetterlagen – sei es langanhaltende Dürre oder Dauerregen über Wochen und Monate – als Auswirkungen des Klimawandels, die präventive Maßnahmen erforderlich machen. Der Wasserverband Wittlage kommt dem durch Ausbau seiner Infrastruktur nach. Er hat im Sinne der Klimafolgenanpassung für das Jahr 2024 den Bau einer neuen Abwasserleitung von Lintorf zur Kläranlage Wittlage ins Auge gefasst.

Sicherheit der Systeme

Der Ausfall von Pumpen bildet im laufenden Betrieb des Wasserverbandes Wittlage die absolute Ausnahme, denn sämtliche zentralen und Hauptpumpwerke sind mit einem Alarmierungssystem ausgestattet, das die Bereitschaft habenden Mitarbeiter im Falle einer Störung umgehend darüber informiert. Der Bereitschaftsdienst ist rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres sichergestellt.

Zusätzlich zum genannten Alarmierungssystem werden die Pumpwerke in engmaschiger Routine, d. h. täglich bis max. wöchentlich inspiziert, um sich eventuell abzeichnenden Störungen vorzubeugen. Geplante Außerbetriebnahmen von Pumpwerken oder anderen Einrichtungen werden rechtzeitig bekanntgegeben – je nach räumlichem Umfang über Homepage, Soziale Medien, Tageszeitung oder auch durch Handzettel an unmittelbare Anlieger. Der Betrieb bei derlei Unterbrechungen wird entsprechend Ausfallkonzept entweder mittels Saug-/Spülwagen oder Ersatzpumpen aufrechterhalten.


Anschrift

Wasserverband Wittlage
Im Westerbruch 67
49152 Bad Essen


Geschäftsführer: Uwe Bühning

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